Rundgang Station 6:

"Synagoge"

Die Trierer Synagoge – das jüdische Bet- und Lehrhaus – war am 9. September 1859 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung feierlich eingeweiht worden.

Am Morgen des 10. November 1938 wurde das Innere der Synagoge geplündert und zerstört. Dreiundzwanzig der vierundzwanzig Thorarollen wurden verbrannt, nur eine konnte den Krieg über im Bistumsarchiv versteckt und damit gerettet werden. Mehr als 100 jüdische Männer wurden an diesem Tag verhaftet und ins Gefängnis in der Windstraße gebracht. Der Augenzeuge Karl Steinborn erinnert sich: "Der Schulweg am nächsten Morgen (...) zum Hindenburg-Gymnasium führte meinen Freund und mich durch die Metzelstraße an dem an die Synagoge angelehnten Bethaus vorbei, hinter dessen zugezogenen Gardinen wir im Erdgeschoss öfters Juden beim Morgengottesdienst beobachten und hören konnten. Am Morgen des 10. Novembers jedoch waren die Fenster eingeschlagen, Kultgegenstände lagen verstreut umher."
(aus: Trierischer Volksfreund, 9.11.1988).

Die Synagoge und ein angrenzendes Wohnhaus, in dem die Familie von Oberrabbiner Dr. Altmann gelebt hatte, wurden 1939 verkauft und 1944 durch Bombenangriffe völlig zerstört. Am 7. November 1985 errichtete die Stadt an diesem Platz einen Gedenkstein.

Jacques Jacobs beschreibt das Äußere der Synagoge aus seiner Erinnerung:

"Die Synagoge war ein äußerlich schmuckloser, unverputzter Sandsteinbau. Ein den Blick durchlassendes Gitter gab Eingang zu dem von einer Mauer abgeschlossenen Vorhof. Einige Stufen führten zum Eingang des Gebäudes; eine hebräische Inschrift über dem Eingang der Vorhalle bezeichnete die Bestimmung des Hauses. Das Innere der Synagoge war eindrucksvoll. Teppiche befanden sich in den zwei Gängen zwischen den drei Reihen Bänke des Erdgeschosses. Die mit Teppichen belegten Reihen reichten bis zu den Stufen, die zum Vorplatz der heiligen Lade führten. Ein großer Teppich zierte diesen Platz, über dem ständig eine rote Ewige Lampe leuchtete. Die heilige Lade selbst war ein Schrein, in dem die Thorarollen aufbewahrt wurden. Vor dem Schrein befand sich ein kostbarer Brokatvorhang (...) Vor der letzten Bank der Mittelreihe befand sich das Vorlesepult des Kantors auf einer Art Empore; rechts davon waren die Kanzel und links der Platz des Rabbiners - der Gemeinde zugewandt. Die vorderste Reihe der Mittelbank war für die Kinder reserviert."
(Jacques Jacobs, Existenz und Untergang der alten Judengemeinde der Stadt Trier, Trier 1984, S.33ff.)

 

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Die alte Synagoge
Die alte jüdische Synagoge (1944)