Rundgang Station 11:

Christophstraße

In der Christophstraße 1 steht ein mächtiges graues Gebäude, in dem heute ein Mehrgenerationenhaus, die Staatsanwaltschaft und andere Einrichtungen untergebracht sind. Die Buchstaben RDBT über dem Hauptportal zeugen von seiner historischen Vergangenheit als Sitz der Reichsbahndirektion Trier. Doch für uns interessanter ist es als Sitz der Gestapo seit 1935.

Einen detaillierten Augenzeugenbericht lieferte der schon erwähnte kommunistische Widerständlerr Willi Torgau, der die Misshandlungen und Demütigungen ausführlich schilderte: "Im ersten Stock befand sich die Gestapo. 1936 wurde ich dorthin gebracht und verhört. Als besondere Schikane nutzte die Gestapo einen kahlen Betonraum, ohne Fenster, von der Größe einer Besenkammer. Dieser Raum war völlig leer bis auf einen Telefonapparat, der an der Wand hing. Die Gestapo drohte: 'Wenn du was auszusagen hast, dann ruf an, vorher kommst du hier nicht raus!' Es gab nichts zu essen. Man musste in diesem Raum stehen, denn der Boden war völlig verdreckt. Die Gefangenen wurden ja nicht einmal herausgelassen, um auf die Toilette gehen zu können. Es stank wie die Pest. Ich wurde nachmittags dort eingesperrt und durfte erst am späten Abend wieder heraus. Dann brachten sie mich zurück ins Gefängnis in der Windstraße."
(aus: Stattführer, S.26)

Die Trierer Gestapo und das nahe gelegene KZ Hinzert arbeiteten eng zusammen bzw. waren personell verflochten. So unterhielt die Trierer Gestapo eine Außenstelle in Hinzert, wo Angehörige der Geheimpolizei berüchtigte Vernehmungskommandos bildeten.

Am Gebäude wurde am 12.11.2014 eine Gedenktafel mit dem Text "Sitz der Gestapo Trier 1933 - 1944. In Gedenken an die Opfer deren Leidensweg unter dem Nationalsozialismus hier begann" angebracht. Eine Ausstellung im Gebäude erinnert zudem an Täter und Opfer der Gestapo.
(Weitere Informationen im Sammelband "Die Gestapo Trier. Beiträge zur Geschichte einer regionalen Verfolgungsbehörde" Hg. Thomas Grotum, 2018)

 

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Reichsbahngebäude
Das Reichsbahngebäude am Balduinsbrunnen – ab 1935 Sitz der Gestapo