Rundgang Station 12:

"Bischof-Korum-Haus"

Auf dem heutigen Rindertanzplatz wurde zwischen 1929 und 1931 auf Initiative der "Marianischen Jünglingscongregation" (MJC), einer katholischen Jugendorganisation, das sog. Bischof-Korum-Haus errichtet, das in den 1960er Jahren abgerissen wurde. Das Haus wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Hier wurden zwischen 1941 und 1943 Juden aus Trier und der Umgebung in Haft genommen und festgehalten. Genauso im ehemaligen Gefängnis in der Windstraße. Anschließend wurden sie zum Bahnhof eskortiert und dort in Deportationszüge verfrachtet. Mitnehmen durften sie nur etwas Handgepäck, das Ziel war ihnen unbekannt. Von über 600 jüdischen Trierern und Triererinnen – darunter etliche Kinder – wurden die meisten an den Zielorten der Deportationszüge ermordet.

Eine erst 1993 angebrachte Gedenktafel erinnerte an das Leid all dieser Menschen. Die inhaltlich nicht mehr aktuelle Tafel wurde 2019 abgehängt. Zwei ausführliche und mehrsprachige Informationsstelen mit Fotos und Sitzecke wurden installiert – ein weiteres neues Denkmal ist zeitnah angedacht.

Geben wir am Schluss einem dieser wenigen Überlebenden, Erich Süßkind, das letzte Wort, ehe wir den Rundgang beenden:
"Am 27. Februar 1943 in der Morgendämmerung wurde ich mitsamt meiner Frau und meinem minderjährigen Sohn verhaftet. Ich selbst kam, wie alle jüdischen Männer, ins Gefängnis in der Windstraße, während meine Frau und mein Sohn mit den anderen jüdischen Frauen und Kindern ins Bischof-Korum-Haus gebracht wurden, wo sie unter der Bewachung der SS standen. Der Transport ging zunächst nach Dortmund. Dort wurden alle Trierer Juden - Männer, Frauen und Kinder - in den Städtischen Schlachthof (!) gebracht, wo schon Juden aus anderen Städten warteten. Es wurde ein neuer Transport zusammengestellt. Im Viehwagen zusammengepfercht, ging der Zug am 2. März ab nach Auschwitz, wo er am 3. März ankam. Während der Fahrt gab es nichts zu essen und nichts zu trinken. In Auschwitz wurden zunächst die Frauen und Kindern von den Männern getrennt. Damals sah ich meine Frau und meinen Sohn zum letzten Mal auf der Rampe."
(Zenz, Geschichte der Stadt Trier, S. 120f., zitiert nach StattFührer, S. 27).

 

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Bischof-Korum-Haus
Das Bischof-Korum-Haus in der Rindertanzstraße (Juni 1939)